Die Schweizer Typografen und Fotoplakat
Die Buchdruckerkunst und später die Lithografie bildeten die Basis für die „funktionale“ Typografie Ende der 20er Jahre. Beeinflusst von den neuen Tendenzen waren die „Neue Typographie“ Deutschlands und die ersten Schriftplakate des Malers Max Bill mit seinem Bekenntnis zur konsequent eingesetzten Kleinschreibung in all seinen Plakaten. Eric de Coulon schuf – unbeeinflusst von diesen Tendenzen – bereits in den 20er Jahren erste eigenständige Schriftplakate für Pariser Unternehmen. In fast allen seinen Plakaten ist die Typografie integrales Element der stilisierten Darstellung.
Die Schweizer Plakatgestalter wurden in ihrem Schaffen einerseits geprägt vom Bauhaus-Stil der 20er Jahre, dann anderseits stark durch die russische Plakatgestaltung. Die weltberühmte Fotomontage des 1929 im Kunstgewerbemuseum ausstellenden El Lissitzky war für viele Schweizer Grafiker für die Umsetzung wegweisend. Die Meister des Sachplakates, Stoecklin und Baumberger, hatten mit hyperrealistischen Objektdarstellungen in den zwanziger Jahren das Fotoplakat bereits vorweggenommen, selbst hatten sie wenig Beziehung zur Fotografie.
Zu den Höhepunkten der Schweizer Fotoplakate gehören die farbigen Fotoplakate von Walter Herdeg um 1935 für St. Moritz und die weltberühmten Fotomontagen von Herbert Matter. Das Gesamtwerk Matter’s – seine Plakate, Zeitschriften, Kataloge und Prospekte meistens für amerikanische Firmen – versetzt noch mehr als 80 Jahren später weltweit die Plakatfreunde und Sammler in pure Begeisterung.
Die typografisch stilreinen Plakate von Josef Müller-Brockmann zeugen aus seiner engen Beziehung zur konstruktiven Kunst der „Zürcher Konkreten“, die sich in allen seinen grafischen Arbeiten zeigte. In seinem professionellen Schaffen für die vielen Kulturplakate überlässt die starke Gestalterpersönlichkeit Müller-Brockmann nichts dem Zufall. Aus seiner Beziehung zur Musik und seiner geometrisch-konstruktiven Kunst heraus, sind seine typografisch perfekten Konzert-Plakate mit klarer, logischer und gleichzeitig ästhetischer Bild- und Textanordnung eine Meisterleistung der Schweizer Plakatkunst bis in die 60er Jahre.